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3 Erfolgs­fak­toren für nach­hal­tigen Schulbau

Apr. 2022 | Aus der Praxis

Der nahezu gewal­tige Inves­ti­ti­ons­rück­stand der öffent­li­chen Hand sowie aktu­elle Heraus­for­de­rungen bei Planung, Bau und Betrieb von Schulen werfen die Frage nach Lösungen auf. Anlass genug über 3 Erfolgs­fak­toren für nach­hal­tige Schul­ge­bäude zu sprechen.

Noch vor wenigen Jahren taten sich viele kommu­nale Akteure schwer in der kriti­schen Ausein­an­der­set­zung mit den Anfor­de­rungen an einen nach­hal­tigen Schul­be­trieb, erweckten doch Fragen des nach­hal­tigen Bewirt­schaf­tens kaum Begeis­te­rung bei Politik und Verwal­tung. Neue Hand­lungs­po­ten­tiale ergaben sich jedoch zwischen­zeit­lich mitunter daraus, dass die gesetz­li­chen Anfor­de­rungen an den rechts­kon­formen Schul­be­trieb als auch das gesell­schaft­liche Bewusst­sein für nach­hal­tiges Bewirt­schaften von Schul­ge­bäuden stark an Bedeu­tung gewannen. Repu­ta­tion und Glaub­wür­dig­keit gelten heute mehr denn je als erfolgs­kri­tisch – sei es bei der Entwick­lung, beim Bau als auch beim Betrieb von Schulen.

Zudem tritt bei der öffent­li­chen Hand immer stärker eine struk­tu­relle Personal- und Ressour­cen­knapp­heit zutage. Die Anfor­de­rungen an das Manage­ment von – zuneh­mend komple­xeren – Projekten steigen. Gerade auch ange­sichts enormer Heraus­for­de­rungen, mit welchen der Schulbau aktuell konfron­tiert ist :

  • Der länd­liche Raum schrumpft und die Bevöl­ke­rungs­dichte in Metro­pol­re­gionen nimmt zu, was zu stei­genden Schü­ler­zahlen in den Groß­städten führt.
  • Der Fron­tal­un­ter­richt, große Schü­ler­klassen und die Flur­schule sind nicht mehr zeit­gemäß. Tradi­tio­nelle Schul­typen geraten damit unter Druck. Der Fokus auf Ganz­tags­be­treuung, des gemein­samen Lernens, der Einzug digi­taler Lehr­me­thoden, klei­nere Klassen und inklu­siver Pädagogik bedürfen einer adäquaten räum­li­chen Antwort.
  • Geeig­neter Baugrund ist speku­la­tiven Begehr­lich­keiten ausge­setzt. Die Endlich­keit und Verknap­pung von Flächen gerade in Groß­städten stellt ein Hindernis für eine nach­hal­tige Stadt­ent­wick­lung dar.
  • Die heißen Sommer „stressen“ die hoch­ver­dich­teten Städte mit großem Versie­ge­lungs­an­teil, mangelnden Kalt­luft­schneisen und wenig Stadt­grün – ihre Zentren werden im wahrsten Sinne des Wortes zu „hotspots“. Der Klima­wandel heizt die Innen­städte zusätz­lich auf und zeigt seine Wirkung.
  • Der Gebäude- und Bausektor ist für ca. 35 Prozent des welt­weiten Endener­gie­ver­brauchs und für ca. 40 Prozent der globalen ener­gie­be­zo­genen CO2-Emis­sionen verant­wort­lich. (Quelle : UN-Studie, The Global Status Report 2018)
  • Dem KfW-Kommu­nal­panel 2021 zufolge besteht ein Inves­ti­ti­ons­be­darf bei Schulen von 46,5 Mrd. Euro. Die Erkennt­nisse verdeut­li­chen einmal mehr die größte Inves­ti­ti­ons­lücke der öffent­li­chen Hand : Schulen !

Quelle : KfW-Kommu­nal­panel 2021

1. Bauher­ren­or­ga­ni­sa­tion

Schul­bau­vor­haben zeichnen sich insbe­son­dere durch eine hohe Komple­xität aus. Diese wiederum ist in äußert starken Maße durch das Zusam­men­spiel einer Viel­zahl von Projekt­be­tei­ligten und einem hete­ro­genem Projekt­um­feld geprägt.

Stake­hol­der­ma­nage­ment

Die Inter­es­sens­lagen der verschie­denen an der Entste­hung von Schul­bauten betei­ligten Akteuren und Anspruchs­gruppen, genannt Stake­holder, stehen sich dabei oftmals diame­tral entgegen. Ein aktives profes­sio­nell gesteu­ertes Stake­hol­der­ma­nage­ment aus der Bauher­ren­or­ga­ni­sa­tion heraus ist dabei wesent­lich. Die Rele­vanz eines Stake­hol­der­ma­nage­ments gerade bei Schul­bauten lässt sich zurück­führen auf die hohe Anzahl an Betei­ligten, den hohen Grad an Betrof­fen­heit, die beson­dere Berück­sich­ti­gung von Gefähr­dungs­po­ten­tialen, die in der Regel lange Projekt­dauer, die hohen Projekt­kosten, vieler Ziel­kon­flikte, die hohen Projekt­ri­siken, die Viel­zahl von Planungs­fel­dern wie auch betei­ligte Gewerke sowie deren gesell­schaft­liche, städ­te­bau­liche und räum­liche Bedeutung.

Stakeholdermanagement

Quelle : Prinzip Stake­hol­der­ma­nage­ment simon+savas

Inner­halb des Stake­hol­der­ma­nage­ments gilt es, sowohl den Bedarfs­träger als auch den Nutzern und deren Einfluss auf das Projekt, beson­dere Aufmerk­sam­keit zu schenken. Projekt­ab­hängig kann im Rahmen der Bauher­ren­or­ga­ni­sa­tion, neben einem profes­sio­nellen Stake­hol­der­ma­nage­ment, auch ein eigen­stän­diges Ände­rungs­ma­nage­ment eine sinn­volle Ergän­zung sein.

Aufgaben eines Stakeholdermanagements :

  • Iden­ti­fi­ka­tion und Analyse sämt­li­cher Stake­holder bezogen auf Konflikt­po­ten­tial, Bezie­hungen, Koali­tionen, Macht und Einfluss
  • Fest­le­gung von Stra­te­gien im Umgang mit Stake­hol­dern, z.B. Kommu­ni­ka­ti­ons­stra­tegie zur Erhö­hung der Projekt­ak­zep­tanz oder Eska­la­ti­ons­stra­te­gien bei Zielkonflikten
  • Regel­mä­ßige Über­prü­fung der Stake­hol­der­iden­ti­fi­ka­tion und -analyse sowie der gewählten Kommu­ni­ka­ti­ons­stra­te­gien auf ihre Aktua­lität bzw. Funktionalität
  • Beson­dere Berück­sich­ti­gung des konkreten oder fiktiven Nutzers und ggf. Imple­men­tie­rung eines Nutzerprojektmanagements

Projekt­um­feld­ana­lyse

Das Stake­hol­der­ma­nage­ment sollte dabei einher­gehen mit einer Projekt­um­feld­ana­lyse. Bei der Projekt­um­feld­ana­lyse wird über­grei­fend das gesamte Vorhaben inkl. sämt­li­cher Schnitt­stellen und Einfluss­fak­toren betrachtet.

Das Spek­trum einer Projekt­um­feld­ana­lyse umfasst dabei :

  • Einfluss­fak­toren und Rahmenbedingungen
  • Stake­holder und deren Interessen
  • Risiken
  • Einbet­tung der Projekt­orga­ni­sa­tion als Teil der Insti­tu­tion /​öffent­li­chen Hand
  • Poten­tiale und Chancen
  • Maßnahmen zur Beein­flus­sung des Projektumfelds

Phase Null

Das Funda­ment für nach­hal­tiges Planen, Bauen und Betreiben von Schulen wird in der Phase Null gelegt. Diese zeichnet sich durch konse­quente und präzise Nutzungs­ori­en­tie­rung in einem mehr­stu­figen Prozess des Entwer­fens aus. Der effi­zi­enten Bauher­ren­or­ga­ni­sa­tion wird dabei eine entschei­dende Rolle zuteil, um zugleich die finan­zi­ellen, formalen und städ­te­bau­li­chen Vorgaben einzu­halten. Schwer­punkte bilden dabei :

  • Betei­li­gung von verschie­denen Stake­hol­dern wie Nutzern, Bedarfs­träger, Behörden, Schulamt, Planer und ggf. Inter­es­sens­gruppen aus dem Quartier
  • Ausrich­tung am pädago­gi­schen Konzept und Schulentwicklungsplanung
  • Konkre­ti­sie­rung des Bedarfs, Formu­lie­rung des Planungs­auf­trags und verbind­liche Rege­lung für ein Änderungsmanagement

Steue­rung durch Kommunikation

Schul­bau­vor­haben besitzen stets eine Eigen­dy­namik. Der Erfolg eines Schul­bau­vor­ha­bens wird deshalb stark beein­flusst vom Umgang mit Infor­ma­tion und Kommu­ni­ka­tion in der Projekt­orga­ni­sa­tion des Bauherrn. Die Steue­rung der verschie­denen Fach­dis­zi­plinen ist eine unver­zicht­bare wie auch komplexe Aufgabe. Wesent­li­ches Ziel der Bauher­ren­or­ga­ni­sa­tion ist es daher eine einheit­liche Kommu­ni­ka­ti­ons­ebene für alle Projekt­be­tei­ligten zu schaffen, mit welcher es gelingt die Bedeu­tung von Infor­ma­tionen, aktu­ellen Ereig­nissen und Einflüssen auf das Projekt zu erkennen und zu bewerten sowie daraus Entschei­dungen abzu­leiten und diese ange­messen mit den Projekt­be­tei­ligten zu kommunizieren.

Bauen gleicht häufig einem Prozess der Verant­wor­tungs­ab­wehr. Jede Diszi­plin hat ihre eigenen Blick­winkel, jede Person wird von anderen Über­le­gungen geleitet. In der Projekt­orga­ni­sa­tion des Bauherren treffen all diese Ansprüche aufein­ander. Es entstehen keine funk­tio­nie­renden Projekt­orga­ni­sa­tionen und somit keine erfolg­rei­chen Bauvor­haben, wenn sich z.B. der Bauherr mit den Betei­ligten in Diskus­sionen über Schuld und Recht verliert. Gemein­same Lösungs­ver­suche bei auftre­tenden Problemen werden dadurch behin­dert. Eine entschei­dende Weichen­stel­lung dem zu begegnen, liegt darin, die Verbes­se­rungs­po­ten­ziale in der Bauher­ren­or­ga­ni­sa­tion recht­zeitig zu erkennen und entspre­chend zu handeln.

Durch die Etablie­rung einer modernen Projekt­kultur wird der offene Umgang mit Fehlern, Risiken und Ände­rungen geför­dert. Es ist mehr denn je notwendig, die indi­vi­du­ellen Beson­der­heiten im Schulbau zu erfassen und bereits früh­zeitig ein hohes Maß an Kommu­ni­ka­tion zwischen allen Betei­ligten zu ermög­li­chen. Trans­pa­renz, Respekt gegen­über der Exper­tise der Akteure und Flexi­bi­lität können den Erfolg komplexer Bauvor­haben nach­haltig sichern. Kolla­bo­ra­tive Ansätze können hierbei eine wich­tige Unter­stüt­zung sein.

2. Nach­hal­tig­keit im Planen, Bauen und Betreiben

Nach­hal­tiges Planen, Bauen und Betreiben von Schul­ge­bäuden ist nicht zuletzt im Lichte der inter­na­tio­nalen als auch natio­nalen Bestre­bungen zu mehr Klima­schutz beson­dere Bedeu­tung beizu­messen. Nach­hal­tige Schul­ge­bäude zeichnen sich dadurch aus, dass der Einsatz von fossilen Ener­gie­trä­gern möglichst vermieden, hohe Quali­täts­an­for­de­rungen an Ener­gie­ef­fi­zienz gestellt und die Umwelt­ver­träg­lich­keit von einge­setzten Baustoffen sicher­ge­stellt wird. Ein ambi­tio­niertes und zugleich bedeut­sames Ziel - sowohl für den Neubau als auch für die Sanie­rung von Schulen. Nach­hal­tig­keits­kri­te­rien, die es dabei zu betrachten gilt :

Standort

Bereits mit der Fest­le­gung für einen Standort geht eine weit­rei­chende Grund­satz­ent­schei­dung für die Nach­hal­tig­keit eines Gebäudes einher. Wesent­lich dabei ist, ob das Schul­ge­bäude gut an die städ­ti­sche Infra­struktur ange­bunden und inte­graler Bestand­teil der Quar­tiers­ent­wick­lung ist. Eine gute Stand­ort­qua­lität trägt wesent­lich zur Reduk­tion von Verkehrs­emis­sionen bei. Von künf­tiger Bedeu­tung dabei zuse­hends die Kombi­na­tion verschie­dener Nutzungen mittels Hybrid­bau­weise, z.B. Wohnen und Schule.

Die Verrin­ge­rung des moto­ri­sierten Indi­vi­du­al­ver­kehrs ist von entschei­dender Bedeu­tung für den Klima­schutz. Ohne markanten Rück­gang der Verkehrs­emis­sionen können die mittel- und lang­fris­tigen Klima­schutz­ziele nicht erreicht werden. Wesent­li­chen Einfluss auf das Mobi­li­täts­ver­halten hat die Anbin­dung und die Qualität des öffent­li­chen Perso­nen­nah­ver­kehrs (ÖPNV). Ein nach­hal­tiger Standort zeichnet sich daher durch eine gute ÖPNV-Anbin­dung sowie bedarfs­ge­rechtem Fahr­in­ter­vall der öffent­li­chen Verkehrs­mittel zu Stoß­zeiten des Schul­be­triebs aus.

Energie- und Medienversorgung

Aktiver Klima­schutz erfor­dert den Energie- und Wärme­be­darf sowie den Carbon Foot­print von Schul­ge­bäuden weitest­ge­hend zu verrin­gern. Dies wird in der Regel dadurch erreicht, dass der Wärme- und Kühl­be­darf des Gebäudes verrin­gert, die Effi­zienz der Ener­gie­ver­sor­gung und -vertei­lung gestei­gert und ressour­cen­scho­nende Ener­gie­träger gewählt werden. Bei Sanie­rungs­vor­haben gilt es einen schritt­weisen Sanie­rungs­fahr­plan mit Umstieg auf eine nicht fossile Ener­gie­quelle zu erarbeiten.

Wesent­liche Stell­größen sind dabei :

  • Senkung des Heiz­wär­me­be­darfs als eine wesent­liche Stell­schraube zur Reduk­tion des Ener­gie­ein­satzes und CO2-Emissionen.
  • Opti­mie­rung des Kühl­be­darfs und der Solar­ein­träge in das Schul­ge­bäude durch Entwurfs­stra­te­gien wie Baukör­per­ori­en­tie­rung, Gebäu­de­geo­me­trie, Größe und Orien­tie­rung von Vergla­sungen, Ober­flä­chen­ge­stal­tung von opaken Bauteilen, Sonnen­schutz, Wärme­spei­che­rung, Pflanzen, subjek­tive Tempe­ra­tur­wahr­neh­mung. Die Reduk­tion des Kühl­be­darfs stellt eine lang­fris­tige wirk­same Möglich­keit zur Verrin­ge­rung des Ener­gie­ein­satzes gebäu­de­tech­ni­scher Anlagen dar, insbe­son­dere im Hinblick auf den Einsatz elek­tri­scher Energie für den Betrieb von Klima- und Kälteanlagen.
  • Der Primär­ener­gie­be­darf beschreibt den gesamten erneu­er­baren und nicht erneu­er­baren Ener­gie­be­darf für den Betrieb von Schul­ge­bäuden. Dem Primär­ener­gie­be­darf liegt dabei eine gesamt­heit­liche Betrach­tung zugrunde, in die neben der Länge des Trans­port­weges, vorge­la­gerte Prozess­ketten als auch der ener­ge­ti­sche Aufwand zur Bereit­stel­lung des Ener­gie­trä­gers einfließen. Durch Einsatz von emis­si­ons­armen Ener­gie­trä­gern für den Betrieb des Schul­ge­bäudes wird ein wesent­li­cher Beitrag zum Klima­schutz geleistet.
  • Durch gezieltes Ener­gie­ver­brauchs­mo­ni­to­ring können geplante und voraus­be­rech­nete Bedarfs­werte mittels Erfas­sung der tatsäch­li­chen Verbräuche über­prüft und somit eine Opti­mie­rung von gebäu­de­tech­ni­schen Systemen veran­lasst werden. Um Maßnahmen gezielt reali­sieren zu können ist dabei eine getrennte Erfas­sung der rele­vanten Ener­gie­ver­bräuche nach Ener­gie­trä­gern und Verbrau­chern unabdingbar.
  • Durch­dachte Planung und gute Ausfüh­rung einer möglichst luft­dichten Gebäu­de­hülle tragen dazu bei Bauschäden zu vermeiden, den Schall­schutz zu verbes­sern sowie Ener­gie­ein­spa­rung zu betreiben.

Baustoffe

Die Umwelt­aus­wir­kungen des Bauens legen den Fokus auf den Einsatz von ökolo­gisch verträg­li­chen Baustoffen und intel­li­genten Baukon­struk­tionen. Klima­schäd­liche Baustoffe und Substanzen in Schul­ge­bäuden gilt es nicht nur der bebauten Umwelt zuliebe zu vermeiden, sondern viel­mehr der heran­wach­senden und dort unter­rich­teten Gene­ra­tion wegen. So sind voll- und teil­ha­lo­ge­nierte Kohlen­was­ser­stoffe zu vermeiden, was es durch aussa­ge­kräf­tige Produkt­de­kla­ra­tion des jewei­ligen Herstel­lers sicher­zu­stellen gilt.

Komfort und Raumlufthygiene

Der ther­mi­sche Komfort im Sommer kann durch intel­li­gentes Zusam­men­spiel von Faktoren wie Fens­ter­fläche- bzw. -qualität, Spei­cher­massen, Lüftungs­mög­lich­keiten, Dämm­stan­dard und Sonnen­schutz verbes­sert werden. Einen wich­tigen Beitrag leistet dabei ein Lüftungs­kon­zept, welches den hygie­nisch erfor­der­li­chen Luft­wechsel sowie in erwei­terter Betrach­tung die Schutz­an­for­de­rungen an COVID-19 sicherstellt.

Als flan­kie­rende Maßnahme bieten sich stich­pro­ben­ar­tige Raum­luft­mes­sung von Muster­räumen nach 28 Tagen an, um erhöhte VOC-Konzen­tra­tionen in Innen­räumen zu vermeiden.

3. Alter­na­tive Beschaffungsvarianten

Ange­sichts der enormen Heraus­for­de­rungen, mit welchen Kommunen im Schulbau konfron­tiert sind, ist es höchste Zeit über alter­na­tive Vertrags­mo­delle in der kommu­nalen Beschaf­fung nach­zu­denken. Oftmals bestehen jedoch auf Seiten der öffent­li­chen Hand noch Vorbe­halte dahin­ge­hend, dass eine kombi­nierte Planungs- und Bauver­gabe sowie part­ner­schaft­liche Modelle nach verga­be­recht­li­chen Vorschriften kaum zu recht­fer­tigen seien. Es lohnt also ein Blick über den Tellerrand.

Konven­tio­nelle Beschaffungsvariante

Konven­tio­nelle Beschaf­fungs­va­ri­anten stellen den klas­si­schen Beschaf­fungs­vor­gang der öffent­li­chen Hand dar. Derlei Beschaf­fungs­va­ri­anten zeichnen sich vornehm­lich durch ein desin­te­griertes Orga­ni­sa­ti­ons­mo­dell aus, welches eine vertrag­liche Tren­nung von Planung und Bauaus­füh­rung vorsieht. Allen desin­te­grierten Modellen ist gemein, dass der öffent­liche Auftrag­geber als Bauherr auftritt und damit einen umfang­rei­chen Aufgaben- und Risi­ko­be­reich über­nimmt. In der Konse­quenz obliegt ihm auch an der Schnitt­stelle zwischen Planung und Bau die Verant­wor­tung für die Steue­rungs- und Koordinationsaufgaben.

Alter­na­tive Beschaffungsvarianten

Alter­na­tive Beschaf­fungs­va­ri­anten zielen dahin­gegen auf eine weiter­ge­fasste vertrag­lich gere­gelte (part­ner­schaft­liche) Zusam­men­ar­beit zwischen öffent­li­cher Hand und planenden bzw. bauaus­füh­renden Akteuren. Derar­tigen Vertrags­mo­dellen liegt der Gedanke zugrunde, die zur Erfül­lung öffent­li­cher Aufgaben erfor­der­li­chen Ressourcen (z.B. Know-how, Betriebs­mittel, Personal, Kapital, etc.) in einen gemein­samen Orga­ni­sa­ti­ons­zu­sam­men­hang einzu­stellen und somit zugleich vorhan­dene Projekt­ri­siken entspre­chend der Risi­ko­ma­nage­ment­kom­pe­tenz der Projekt­partner aufzu­teilen. Die Ausge­stal­tung findet sich oftmals in einem inte­grierten Orga­ni­sa­ti­ons­mo­dell wieder, welche vornehm­lich darauf abzielt, die Bauaus­füh­rungs­auf­gaben vertrag­lich mit gewissen Planungs­auf­gaben zu verknüpfen. Charak­te­ris­tisch dabei ist das Ermög­li­chen einer baube­glei­tenden Planung, wodurch sich die vertrag­liche Schnitt­stelle zwischen Planung und Bauaus­füh­rung verschiebt oder gar gänz­lich entfällt.

Solch inte­grierte Modelle zeichnen sich zudem dadurch aus, dass die öffent­liche Hand sich weitest­ge­hend darauf beschränkt zu formu­lieren, was ihre Beschaf­fungs­er­war­tung ist, anstatt dezi­diert vorzu­geben, wie ihre Beschaf­fungs­an­for­de­rung reali­siert werden sollte. Grund­lage dafür bildet eine funk­tio­nale, ergeb­nis­ori­en­tierte und somit „output-orien­tierte“ Leis­tungs­be­schrei­bung. Dies ermög­licht den Projekt­part­nern Spiel­raum für Krea­ti­vität und Entschei­dungen für eine effi­zi­ente Ergeb­nis­her­bei­füh­rung. Indem die öffent­liche Hand früh­zeitig opera­tive Gesamt­kom­pe­tenz in Vorhaben einbindet, um von Wissens- und Erfah­rungs­bau­steinen zu profi­tieren, schafft sie Mehr­wert und legt den Grund­stein für den Projekt­er­folg. Neben der Anwen­dung part­ner­schaft­li­cher Modelle und kolla­bo­ra­tiver Ansätze können auch Multi­pro­jekt­ma­nage­ment, Stake­hol­der­ma­nage­ment sowie Risi­ko­ma­nage­ment weitere wich­tige Schwer­punkte bilden.

Wesent­li­ches Augen­merk gilt es bei der Ausschrei­bung alter­na­tiver Vertrags­mo­dellen auf bestimmte Krite­rien zu legen :

  • Funk­tio­na­lität der Gebäudeplanung
  • Flexi­bi­lität der Gebäu­de­pla­nung und Raumgestaltung
  • Qualität des Gebäudebetriebskonzeptes
  • Qualität der Bauleitung
  • Rechts­si­cher­heit im Vergabe- und Vertragsrecht

Obgleich es bei der verstärkten Imple­men­tie­rung part­ner­schaft­li­cher Struk­turen im Rahmen der Planungs- und Bauab­wick­lung der öffent­li­chen Hand durchaus Grenzen zu berück­sich­tigen gilt, birgt die Auswei­tung kombi­nierter Planungs- und Bauver­gaben die Voraus­set­zung und Chance für eine Trend­wende bei den Inves­ti­tionen in die öffent­liche Infrastruktur.

Fazit

Mit wach­senden Anfor­de­rungen an Entwick­lung, Bau und Betrieb von Schulen sowie den Blick­win­keln der verschie­denen Stake­holder wächst die Bedeu­tung einer profes­sio­nellen Bauher­ren­or­ga­ni­sa­tion für den Projekterfolg.

Nach­hal­tig­keit spielt bei der Errich­tung und für den Betrieb von Schulen eine zuneh­mend bedeu­ten­dere Rolle. Zur Errei­chung nach­hal­tiger Ziele gilt es dabei die Nach­hal­tig­keits­kri­te­rien Standort, Energie- und Medi­en­ver­sor­gung, Baustoffe sowie Komfort und Raum­luft­hy­giene beson­dere Beach­tung zu schenken.

Der Druck auf die Schul­ent­wick­lung wird weiter unauf­haltsam zunehmen, allein ange­sichts des rasanten Bevöl­ke­rungs­wachs­tums und neuer pädago­gi­scher Konzepte. Gleich­zeitig gilt es dem enormen Inves­ti­ti­ons­rück­stand im Schul­be­reich zu begegnen. Gefragt sind intel­li­gente und trag­fä­hige Lösungen in der Projekt­ab­wick­lung sowie Beschaf­fung, um den verschie­denen Bedarfen gerecht werden zu können.

Als Ihr Immo­bi­li­en­ex­perte und Spar­rings­partner zeigen wir Ihnen die konkreten ersten Schritte auf, erstellen mit Ihnen gemeinsam einen Maßnah­men­plan und begleiten Sie bei der Umsetzung. 

Spre­chen Sie uns gern an !

Ihr Team simon+savas